Der Start in den Tag in Ambato war etwa so gut wie der Abschluss gestern Abend (Pizza im Hotelbett), doch wir möchten der Stadt nicht unrecht tun denn wir haben ausser unserem Hotelzimmer eigentlich nichts anderes gesehen. Trotzdem sind wir froh, als wir den Ort hinter uns haben und die nahezu leere Passtrasse zum höchsten Vulkan in Ecuador hinauffahren. Hier fällt es uns leicht, bald wieder in die wohlige Ruhe der Andenbewohner zu finden. Die Frauen tragen meistens Ballerina-ähnlichen Schuhe, Strumpfhosen, Röcke und Ponchos und die Männer hingegen Gummistiefel und dicken Wollpullover. Wir bewundern auch hier wiederum die älteren Menschen, welche oft schwer beladen mit Grünzeug oder Gemüse auf dem Rücken mehrere Kilometer zurücklegen. Die Tiere der einfacheren Bauern weiden tagsüber an einen Pfahl gebunden mitten in den Hängen oder um die Häuser. Zu entfernteren Weideplätzen werden sie oft von ganzen Familien am Morgen hin und abends wieder zurückgebracht.
Nach einiger Zeit auf der Strasse gibt unser Rennauto wegen der Höhe bereits wieder lustige Geräusche von sich und auch wir denken, dass es bald nicht mehr weiter rauf gehen kann. Nach einer Kurve bleibt uns dann fast das Herz für einen Moment stehen!
Wir kriegen beide Hühnerhaut, als wir ihn zum ersten Mal sehen: Den Chimborazo! Inmitten des Hochplateaus der Anden, welches an sich bereits 3'500-4'000m hoch ist, ragt er nochmals 2'500m empor. Sein Gipfel ist wegen der Nähe zum Äquator der Punkt, der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernt ist, obwohl er mit seiner Höhe von 6'263m nicht ganz so hoch ist wie der Mount Everest. Doch je näher wir seinem Fusse kommen, desto umwerfender wird der Anblick der marsartigen Landschaft.
Während Marco seine Freude am farbigen Vulkangestein und den sichtbaren Lavaschichten in den Canyons hat, verliebts sich Stephie in die putzigen Vicuñas. Diese Tiere ähneln den Lamas und Alpacas sehr und leben hier im Nationalpark in freier Wildnis.
Kurz vor dem Eingang in den offiziellen Nationalpark finden wir uns mit der Tatsache ab, dass wir den massiv eindrücklichen Vulkan wohl für diesen Tag zum letzten Mal sehen. Eine grosse, dicke Wolke schiebt sich vor uns und von einem Schlag auf den nächsten sehen wir nur noch wenige Meter weit. Wir sind uns die abrupten Wetterwechsel jedoch langsam gewöhnt und finden die Ruhe und märchenhafte Stimmung in der Wolke drin ebenso spektakulär. Hier und da taucht wieder eine Herde Vicuñas auf und wir schaffen es sogar, eines der scheuen Tiere aus der Nähe abzulichten.
Zwischen dem offiziellen Parkeingang und der ersten Schutzhütte wartet dann die nächste Herausforderung auf unseren Rally-Chevy: Die Schotterpiste wird zunehmend immer weisser. Wir sind uns nicht einig, ob es sich um grosse, schwere Schneeflocken oder kleine Hagelkörnen handelt. Sicher ist nur, dass diese Art von aus dem Himmel fallendem gefrorenem Wasser den Untergrund noch etwas rutschiger macht als er eh schon ist. Und doch schaffen wir es mit der Power des 1,2l-Motors bis hinauf zum Parkplatz der Carrel-Hütte auf 4'850m!
Wir sind jetzt schon fast so hoch oben wie die José Rivas Hütte, zu welcher wir am Cotopaxi das letzte Stück zu Fuss gemacht haben. Doch wir wollen mehr und laufen nach einem kurzen Snack los zur zweiten Schutzhütte, welche nach dem Erstbesteiger Edward Whymper benannt ist.
Im Gegensatz zum Cotopaxi spüren wir zwar die dünne Luft hier etwas intensiver, doch davon zeugt einzig unser dampflokartiges Keuchen. Uns selbst geht es prima und mit der unterstützenden Motivation, bald die 5'000m-Grenze zu knacken, läuft es sich fast von selbst. Wir sind schneller als angegeben bei der Whymper-Hütte und diesmal werden wir wirklich mit dem ersehnten Erfolgsgefühl belohnt!
Zwar ist das Wetter hier deutlich schlechter, dafür treffen wir auch auf praktisch keine weiteren Touristen und haben einen Moment für uns, die Stille auf 5'000m.ü.M. zu geniessen (obwohl unser Höhenmesser sogar 5'026m angibt 😁). Nach dem Foto treffen wir auf eine verschlossene Hütte und das vom Himmel fallende Eis nimmt zu. Da eignen sich unsere Badsachen natürlich nicht unbedingt und unsere teils improvisierte Wanderausrüstung zwingt uns dazu, wieder an den Abstieg zu gehen.
Nach drei Vulkanen an drei Tagen machen wir uns nun auf den Weg in Richtung Regenwald, genauer gesagt nach Baños. Baño bedeutet auf Deutsch Badezimmer und der Name des Ortes stammt von den Thermalquellen, welche hier am Fusse des aktiven Volcán Tungurahua heiss aus dem Lavagestein sprudeln. Etwas ausserhalb des Zentrums von Baños warten Carl und Priscilla im kunstvoll geschmückten Hotel La Posada del Arte mit dem wohl heimeligsten Zimmer ever auf uns!
Wir erhalten den Family Room mit Cheminée, riesengrosser Dusche und Balkon mit Sicht auf den hohen Wasserfall, welcher nur wenige Meter neben dem Hotel rauschend auf den Boden trifft. Nach einigen eher strengeren Tagen in den Bergen und auf den Strassen der Anden lädt die chillige Atmosphäre dieser Unterkunft zum Chillen ein. Nach viel Wind, Regen und Schnee (oder Hagel) geniessen wir das T-Shirt-Wetter hier extrem und entspannen den gesamten ersten Tag im Hotel 😎
Erst am Freitag wagen wir einen kleinen Ausflug und kommen vorerst nicht gerade weit. Es scheint als wirken sich die abenteuerlichen Strassenverhältnisse der letzten Tage nun doch ein wenig auf unser Auto aus, der Reifen vorne links hat gar wenig Luft. Doch wir wagen die Fahrt um die Ecke zum nächsten Mech und lassen etwas Luft rein, die hilfsbereiten Herren empfehlen uns aber die Reparatur des Reifens.
Nachdem wir für die dauerhafte Lösung des Problems unter drei verschiedenen Nummern des Vermieters Sixt nur sehr mangelhafte bis keine Hilfe erhalten, lassen wir es sein und gehen auf Risiko. Schliesslich haben wir mit unserem Rally-Chevy schon die eine oder anderer brenzlige Situation gemeistert, der macht das schon und wir fahren optimistisch weiter zum Casa del Arbol. Dieser kleine Themenpark thront hoch über Baños und wartet mit einem Ritiseili der Extraklasse auf uns (bekannt aus den Insta-Posts fast jedes Besuchers von Baños). Schon von weitem hört man das panische Kreischen der Meitlis, doch als Stephie an der Reihe war wurde der Angeber (also der Typ, der das Ritiseili mit vollem Körpereinsatz angibt) fast schon traurig ab ihrem unbeeindruckten Gesicht. Aber nach dem Zip-Lining und dem Mega-Tarzan in Monteverde sind wir wirklich etwas enttäuscht und haben uns das Erlebnis spannender vorgestellt. Dabei dürfen wir jedoch nicht vergessen, dass Stephies Adrenalingrenze eher hoch liegt und sich der kleine Park wunderbar für Familienausflüge eignet.
Im Anschluss erkunden wir noch das Städtchen Baños und schlendern durch eine Vielfalt an Häusern, Läden, Marktständen und Strassenverkäufern.
Nach insgesamt drei Nächten im wunderschönen Hotel mit unbeschreiblich leckerem Frühstück haben wir uns nach langem abwiegen dazu entschieden, keinen Abstecher in den Amazonas zu machen. So schön es klingt und so viele Empfehlungen wir von Locals erhalten haben, ist uns die geplante Woche Surfen in Montañita wichtiger, darauf möchten wir nicht verzichten. Das nächste Ziel ist somit Alausi mit seiner legendären Zugfahrt zur Nariz del Diablo, doch erst nach dem Umweg zum Wasserfall El Pailon del Diablo (hat keinen Zusammenhang, wissen auch nicht was die Leute hier für eine merkwürdige Beziehung zum Teufel haben).
Wir machen uns auf die vierstündige Fahrt nach Alausi und hoffen, dass wir uns bald mit spannenden Zuggeschichten und interessanten Facts über Inkastätten melden können 🤓
Vaya con dios,
Stephie & Marco
Hallo zäme ....mir si geschter uf dr Rigi gsi. Be wunderschönem herbschtfarbigem Traumwätterli. Eigentlech hei mir gfunde: was bruchts no meh werum muess me is Usland wemes deheime eso schön het. ... aber be eune Bricht u Fotene packt eim s Färnweh mit vouer Wucht u me faht afa träume u hirne was me no chönnt mache. Es giit ja schliesslech o gruehsameri Abentür. Machets guet,bliibet gsund u gniessets wiiterhin. Uschi u René