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AutorenbildMarco Galliker

Regenwald & Vulkanlandschaft: Von Monteverde bis La Fortuna

Mit einem grossen Rucksack an schönen Erinnerungen und unglaublichen Natur- und Surferfahrungen machen wir uns auf den Weg ins Landesinnere. Weg vom Meer und hoch in die Berge, genauer gesagt in die immergrünen Berge: Monteverde.


Auf den ersten Teil des Weges haben wir eigentlich nicht wirklich Lust, dieser besteht aus unzählig vielen Schlaglöchern mit ganz wenig Schotterpiste dazwischen. Ehrlich, unser Emmentaler ist nichts dagegen! Doch nach einem reichhaltigen Frühstück und mit dem richtigen Sound geht es gefühlt doch sehr schnell, bis wir wieder ebenen Schotter unter den Reifen spüren und unsere normale Reisegeschwindigkeit erreichen. Mit bester Laune saugen wir die wunderschöne Landschaft nahe des Pazifiks ein letztes Mal auf und freuen uns auf die bevorstehende Abwechslung.


Rally-Piste zwischen Nosara und Nicoya (nach der Löcher-Käse-Strasse)

Apropos Autofahren im allgemeinen: Marco hat seinen Schweizer Fahrstil schon längst hinter sich gelassen. Die Ticas und Ticos haben eigene Regeln auf der Strasse und kommunizieren per Warnblinker, Hupe und Lichter. Vortritt hat derjenige mit dem meisten Mut und man muss sich wirklich durchsetzen können, um einigermassen pünktlich am Ziel anzukommen. Schon bald haben wir gemerkt, dass uns die Klimaanlage nicht wirklich gut tut und wir verzichten grösstenteils darauf. Mit den Scheiben unten ist der Fahrspass sowieso nochmal grösser und wir können die Umgebung mit einem weiteren Sinn wahrnehmen. Auch Barfuss fahren ist etwas, was wir zu Hause nie machen würden, doch es funktioniert gut, riecht deutlich weniger nach Käsefüssen und ist sowas von viel angenehmer 😄


Das letzte Stück des Weges führt uns über eine kurvenreiche Strasse immer tiefer in den Regenwald. Bei einem kurzen Zwischenstopp beobachten wir eine grosse Affenfamilie mit einem sehr kleinen Baby-Äffchen, was Stephie extrem zum schmelzen bringt (gut hörbar an den vielen Jööö- und Oooh-Lauten). Auf der Passhöhe machen wir einen kurzen Halt und geniessen den Blick auf unsere letzte Destination, die Nicoya Halbinsel (ganz hinten nach dem schmalen Streifen Meer):



Etwas später trauen wir nach einer Kurve unseren Augen kaum und begreifen im ersten Moment nicht, was da auf uns zuschiesst. Es sieht aus wie ein Drache mit einem sehr langen Schwanz, der fast bis auf die Strasse reicht. Dieses Wesen hat sichtlich Mühe, an Höhe zu gewinnen und erhebt sich nur weinige Zentimeter über unserer Frontscheibe. Im letzten Augenblick nehmen wir wahr, dass es sich um einen Greifvogel mit einer ziemlich grossen Schlange in den Klauen handelt.


Monteverde

17. - 20. Sept. 2021

Diese zwei Ereignisse prägen uns bis zur Ankunft in unserem Bungalow in der Rainbow Valley Lodge in Santa Elena, dem kleinen Bergdorf und Ausganspunkt nahezu aller Aktivitäten in Monteverde. Ab da sind wir überwältigt von unserer Aussicht auf den Nationalpark mit seinem nebelverhangenen immergrünen Regenwald und gönnen uns am Abend ein richtig leckeres Rindsfilet sowie einen bombastisch guten argentinischen Malbec, so quasi als Henkersmahlzeit vor dem kommenden Tag.


Rechts unser Bungalow und gerade aus der Monteverde Nationalpark

Am Samstag widmen wir uns nämlich wieder mal Stephies Drang zum Adrenalinrausch und gehen auf eine Canopy Zip Line Tour. Die ersten Seilrutschen sind lustig und harmlos, doch sie steigern sich stetig in Distanz und Geschwindigkeit. Nach neun klassischen Rutschen und einer Abseilaktion im Sitzen kehrt ein Guide unsere Klettergurten, damit wir die längste Zip Line in Lateinamerika (1590m lang und nach Marcos Einschätzung sicher etwa 500m über den Bäumen) mit dem Kopf voran in Superman-Pose geniessen können. Ein abartig geiles Erlebnis richtig hoch über den Baumwipfeln des Regenwaldes, welches einem das Gefühl verleiht, wie ein Vogel fliegen zu können!



Zum Anschluss darf man noch den Todessprung wagen, sie sagen dazu Mega Tarzan Swing. Ein Sprung von 50m in ein Seil, welches einen dann auffängt und in atemberaubender Geschwindigkeit mindestens nochmals soweit schwingen lässt. Für Stephie eine wahre Freude, doch Marco wollte sich das ganze zuerst mal anschauen. Auf der Plattform angekommen hatte er gar keine Chance mehr, sein Hirn hat sich bereits ausgeschaltet und nach dem dritten "bend your knes" vom Guide erst eben dieses Kommando an die Beine weiter geleitet. Der Guide (der Sack!) hat diesen Systemausfall in Marcos Kopf bemerkt und ihm einen kleinen Schups gegeben:



Das war tatsächlich auch der Tag, an welchem dieser Blog hier entstanden ist. Aufgrund steigender Nachfrage von Familie und Freunden sowie unserem Wunsch nach einem Reisetagebuch haben wir uns an die Arbeit gemacht. Dabei sind an einem Nachmittag eine einfache Homepage sowie die ersten drei Einträge entstanden, welche wir natürlich bereits ein wenig rekonstruieren mussten.


Sonntag ist Wandertag und wir wagen uns in die Tiefen des Regenwaldes vor. Diese Wanderung ist eindrücklich, doch auch ein wenig eintönig. Selten sehen wir aus den Bäumen heraus und wenn, dann in eine dicke Nebeldecke. Die wenigen Besucher kommen ddieser mystischen Stimmung zu gute und wir entdecken eine Vielfalt an faszinierenden Pflanzen. Ein Paradies für Botaniker, doch das einzige Tier, welchem wir während vier Stunden im Urwald begegnet sind, ist eine Raupe.



Am meisten fasziniert uns, wie überall Pflanzen wuchern. Auf einigen Bäumen wächst ein eigenes kleines Ökosystem aus Kletterpflanzen, Lianen, Agaven, Moos und Pflanzen mit Luftwurzeln. Spannend ist auch die Kontinentalgrenze, wo wir im Regen die Arme ausstrecken können und an einen Arm Wasser, welches in den Atlantik fliesst und am anderen Wasser, welches in den Pazifik fliesst, berühren. Doch das Highlight war ausserhalb des eigentlichen Parks, wo wir im Café Colibri diese kleinen und flinken Vögel dank Sirup- Spendern hautnah erleben können.



La Fortuna

20. - 22. Sept. 2021

Diesen Ort am Fusse des Arenal Vulkanes hätten wir nahezu ausgelassen aufgrund Marcos Befürchtung, dass wir hier auf zu viel Mainstream-Tourismus treffen. Doch Stephies Gespür war eindeutig richtig und wir sind richtig happy, dass wir die Region um La Fortuna und den Vulkan erleben durften!


Die Reise von Monteverde nach La Fortuna führt uns durch karge landwirtschaftliche Gegenden, welche uns an Italien erinnern. Hier herrscht die einfache Viehzucht und die erste Abwechslung bietet der Blick auf den Arenalsee:



Von diesem Punkt aus kann man normalerweise drei Vulkane erspähen, welche sich jetzt gerade alle hinter den Wolken verstecken. Doch die Fahrt um den See ist nicht minder spektakulär und wir geniessen die kurvenreiche Strasse, auf welcher wir einer Coati-Familie begegnen.



Stephie hat uns wieder mal einen super Deal geangelt; wir Checken zwar in einem einfachen und günstigen Hotel mitten in La Fortuna ein, können jedoch das umfangreiche Angebot an Thermalbädern des Partnerhotels nutzen. Im 37° heissen und schwefelhaltigen Vulkanwasser der Vulcano Lodge schlürfen wir pünktlich zu beginn der Happy Hour eiskalte Drinks und entspannen unsere Muskeln im privaten Sprudeltopf.



Als wäre das nicht bereits ein Highlight genug, winkt uns der Barkeeper plötzlich aufgeregt zu und meinte, wir sollen doch kurz schauen kommen. Der grösste Wunsch von Stephie an die Tierwelt Costa Ricas geht in Erfüllung und wir haben die Gelegenheit, einem Tukan ungewöhnlich nahe zu kommen! Selbst die Mitarbeiter der Lodge verstanden die Welt nicht mehr und holten ihre Handys, um das Spektakel fest zu halten. Wir lernen den Einheimischen Gilbert kennen welcher uns erzählt, dass er in seiner Vergangenheit als Touristenführer im Manuel Antonio Nationalpark kein einziges Mal einen Tukan so nahe erleben konnte.


Zurück im Sprudelbad hätten wir eigentlich eine gute Sicht auf den Vulkan, doch dieser versteckt sich bis zum Einbruch der Dunkelheit hinter den Wolken. Ohne den Arenal bisher einmal gesehen zu haben sind wir doch dankbar für die vielen Tiere, welche wir bestaunen durften und schlagen uns noch in einem kleinen Soda die Mägen voll. Marco kann zum ersten Mal seine Spanischkenntnisse unter Beweis stellen, denn die Kellnerin spricht kein Wort Englisch. Zusätzlich erschwert sie uns die Situation, weil praktisch alle Menus entweder ausgegangen oder nur in einer alternativen Variante verfügbar sind. Ohne Gewissheit, was uns genau Erwartet, erhalten wir ein sehr schmackhaftes und nicht minder grosses Nachtessen.

Für den Dienstag hat sich Stephie eine Wanderung in der Umgebung ausgesucht und wir gehen früh am Morgen los, um vor den Touristenbussen da zu sein. Nach der netten Auskunft und dem Kauf des Tickets machen wir uns auf den Weg und bemerken zum ersten Mal in Costa Rica, dass ein Moskitospray keine schlechte Idee gewesen wäre. Diese kleinen Dinger sind zu aggressiv, also kehren wir um und fahren zum nächsten Supermarkt, um einen Spray zu kaufen. Nach etwa einer halben Stunden sind wir etwas gestresst und über unsere Leichtfertigkeit verärgert wieder am Eingang des Trails und merken, dass die von uns erwarteten Massen an Touristen nicht eingetroffen sind. Unsere Laune ändert sich schlagartig und wir machen uns voller Tatendrang auf den Weg durch den 1968 Lava Trail.



Nach dem ersten Teil durch den Urwald führt der Trail über die Lavafelder, welche vom grossen Ausbruch von 1968 noch immer gut sichtbar sind. Allmählich verändert sich die Landschaft und es wir zunehmend karger, bis sich das Wetter bei unserer Ankunft am höchsten Punkt des Weges mit gutem Blick auf den Vulkan gnädig zeigt:



Zum ersten mal können wir den Arenal in seiner vollen Pracht bestaunen und geniessen einige Minuten mit ihm alleine, bevor eine Hand voll weiterer Besucher dazu stösst.



Die Wanderung führt weiter durch ein mystisches Gebiet. Auf den Lavafeldern wachsen punktuell in verschiedensten Ausprägungen eine Vielzahl an grünen Pflanzen. So muss es Indiana Jones bei seinen Entdeckungen gegangen sein, auch wir sind jederzeit bereit uns den Weg mit einer Machete frei zu machen, sei es wegen undurchdringlichen Ranken oder angreifenden Jaguaren (jetzt machen wir noch Witze, doch der nächste Blogeintrag wird zeigen, dass wir gar nicht so falsch liegen). Unterwegs treffen wir auf viele Strassen der Blattschneiderameisen und entdecken wilde Truthahne in unterschiedlichsten Farben. Wir erleben den bisher spannendsten und abwechslungsreichsten Park, wo am Schluss der zweistündigen Wanderung ein kleines Beizli mit einer tollen Aussichtsplattform auf uns wartet. Obwohl wir schon sehr glücklich über die bisherige Aussicht auf den Arenal sind, zeigt er sich uns nochmals vor blauem und nahezu wolkenlosem Himmel!



Während der Fahrt ins Hotel ändert sich das Wetter total und wir geniessen ein Bad im Hotelpool bei einem heftigen Wolkenbruch. Dabei entscheiden wir, die Ereignisse von La Fortuna nochmals in den Vulkanquellen in der Happy Hour bei zwei bis drei Cuba Libres ausklingen zu lassen.


Am Mittwochmorgen beschaffen wir eine grosse Menge Bargeld, denn an unserem nächsten Ziel Tortuguero gibt es keine Bank und der einzige Geldautomat scheint aktuell kaputt zu sein. Karibikküste wir kommen!


Bis bald und Pura Vida

Stephie & Marco












169 Ansichten6 Kommentare

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6 Comments


Ursula Lichtsteiner
Ursula Lichtsteiner
Sep 25, 2021

Wir geniessen es dabei zu sein und bedauern nie auf den Gedanken gekommen zu sein eine solche Reise zu planen. Aber wir sind keine Surfer und Abenteurer auch nicht so. Zudem habe ich eine Heidenangst vor Schlangen. Nur beim Wort stellen sich mir alle Häärchen auf. Wir warten gespannt auf die nächsten Berichte und wünschen Euch nur eines: Bleibt gesund.

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Stephanie Röösli
Stephanie Röösli
Sep 27, 2021
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Costa Rica hat definitiv für alle was zu bieten! Wir lieben die grosse Abwechslung, welche geboten wird! Schön verfolgt ihr unsere Reise und wir melden uns bald wieder! Hebed üch sorg dihei 😊

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Fred Röösli
Fred Röösli
Sep 23, 2021

Ja, ein ganz toller Bericht. In Monteverde habe ich den Schrei beim Bungee Sprung vermisst. Hat euch der Mut verlassen? 😄 Ich wünsche euch viele weitere schöne Erlebnisse und freue mich auf den nächsten Bericht. Morgen um 07.00 Uhr geht es bei uns auch los, aber ohne Affen und Tukane, nur nach Oberitalien. LG Fred

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Stephanie Röösli
Stephanie Röösli
Sep 24, 2021
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Liebe Fred De Megatarzan esch vell löstiger, do mer ned chopföber sprenge dued, fühlt mer im Mage au so rechtig es lärs schwäreloses Gfühl ond de Marco hät mer söst weniger eifach chönne abeschöpfe 😅🙆🏼‍♀️ Mer wönsched euch mega tolli Ferie!! Mer stossed denn mol virtuell zäme ah! 🍻 Pura Vida! ♥️

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Rolf Röösli
Sep 23, 2021

Hallo ihr zwei Vielen Dank für diesen wiederum spannenden Beitrag. Ich habe beim Lesen richtig das Gefühl, als ob ich dabei bin und tauche mit euch in die wunderschöne Natur ein. Die tollen Fotos zu dem spannenden Text machen das Ganze wie zu einem Film 👏👏 Ich bin schon jetzt gespannt wie es weiter geht. 🙋‍♂️

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Stephanie Röösli
Stephanie Röösli
Sep 24, 2021
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Mer freued eus scho druf, bald au en Teil vo euchere Reis z‘sih! 😉🐠🏸🍦🌞

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