Über Nacht sind wir mit unserem Mega-Kahn von Puerto Ayora auf Santa Cruz bis zur Isla Floreana getuckert. Die Fahrt dauerte aufgrund der Distanz bis zum frühen Morgengrauen und der drastische Wellengang erschwerte unseren Weg ins Land der Träume, doch bis auf ein wenig Schlafmangel geht es uns super.
Tag 04 // Morgen // Cormoran Point & Devil's Crown auf Floreana
Der Blick aus dem Fenster bestätigt, auf was wir gehofft haben: Wir liegen direkt vor der Isla Floreana, genauer gesagt vor Cormoran Point. Am frühen Morgen springen wir vom Zodiac ins seichte und erfrischend kalte Wasser und starten die Wanderung zur Brackwasserlagune. Bereits am Strand zeigt sich die unberührte Wildnis der abgelegenen Insel als wolle sie uns davor warnen, uns hier allzu wohlzufühlen. Neben dieser Schildkröte ist es in der Vergangenheit auch Menschen, welche sich hier niedergelassen haben, gleich ergangen, doch die Geschichte kommt erst am Nachmittag.
Direkt nebenan finden wir ein Nest der Blaufusstölpel, wo der Nachwuchs auf die Rückkehr der jagenden Mutter wartet. Ihre Füsse sind noch nicht blau, die Färbung erhalten sie erst ab einem gewissen Alter. Rund die Hälfte der weltweiten Population an Blaufusstölpeln lebt hier auf den Galápagos Inseln und anders als ihr Name vermuten lässt, sind sie gar nicht so tollpatschig. Sie sind spezialisiert auf die Jagd von Fischen, was sie uns eindrücklich demonstrieren. Sobald sie beim Flug über dem klaren Wasser ein Opfer erspäht haben, legen sie die Flügel an und schiessen wie eine Rakete ins Wasser. Dabei können sie meterweit Tauchen und erwischen den Fisch praktisch immer.
Nach einer kurzen Wanderung - für uns eher ein Spaziergang, welchen wir barfuss geniessen - kommen wir zur Brackwasserlagune und erspähen weit draussen einige der knallrosa gefärbten Flamingos. Die Schnäbel dieser eleganten Tiere funktionieren ähnlich wie die Barten der Bartenwale, und auch die Flamingos filtern damit Plankton und kleine Krebse aus dem Gemisch aus Salz- und Süsswasser. Diese kleinen Tiere wiederum fressen die für Brackgewässer typischen carotinhaltigen Algen und geben somit die auffällige Farbe an die Flamingos weiter.
Übrigens; Flamingos sind die einzigen Vögel auf der Welt, welche ihre Jungen in den ersten Tagen mit Milch versorgen, welche eine fast identische Zusammensetzung wie jene der Säugetiere hat. Mit diesen spannenden Fakten geht unsere "Wanderung" weiter.
Nach wahnsinnig strengen 4.5 Minuten sind wir über eine kleine Anhöhe am nächsten Traumstrand angekommen.
Wir geniessen die Einsamkeit, beobachten wie unsere Füsse im flauschig weichen und nassen Sand versinken und tanken Energie für den strengen Rückweg 😉 Beim Verlassen des Cormoran Points auf dem Schlauchboot wird uns bewusst, was wir hier nicht gesehen haben: Einen Kormoran 😆
Zurück schlürfen wir genüsslich die selbstgemachte Limonade, erstellen Tenü "Unterwasser" und machen kurze Zeit später den Abgang aus dem Begleitboot zu einem der bekanntesten Schnorchelplätze in ganz Galápagos: Der Corona del Diabolo! Die Krone des Teufels ist ein kleiner Vulkankrater, welcher kaum mehr als zehn Meter aus dem Wasser ragt. Hier soll sich eine Vielzahl an Fischen tummeln und es soll sogar möglich sein, Hammerhaie und Mantas vor die Taucherbrille zu bekommen!
Doch wie die Natur so spielt, bleibt dieses Spektakel für uns aus und wir suchen im trüben Wasser vergebens nach den seltenen und eindrücklichen Tieren. Der Schnorchel-Ausflug hier wird uns einzig als anstrengendes Workout im Kampf gegen die starke Strömung in Erinnerung bleiben.
Tag 04 // Nachmittag // Post Office Bay & Baroness Viewpoint auf Floreana
Über den Mittag haben wir einige Postkarten geschrieben, denn wir fahren nach dem Essen zu einem ganz speziellen Briefkasten. Es war gar nicht so einfach, ohne Internet einige Adressen ausfindig zu machen, doch wir haben insgesamt acht Karten im Gepäck.
Die Isla Floreana war bei britischen Seeleuten und Walfängern ein bekannter Zwischenstopp, um die Süsswasservorräte aufzufüllen. Da hier fast alle Schiffe auf dem Hin- sowie Rückweg hielten, etablierte sich der Spot zu einem Briefkasten für die Seefahrer. Matrosen auf dem Hinweg hinterliessen ihren Liebsten Nachrichten, dass soweit alles gut gegangen sei. Diejenigen auf dem Rückweg schauten sich die Adressen an und nahmen Briefe mit, welche an Empfänger in der Nähe ihres Wohnortes adressiert waren. Daher heisst der Strand Post Office Bay und diese Tradition hat sich bis heute durchgesetzt.
Als wir am Briefkasten ankommen, schaut sich jeder aus unserer Gruppe einen Stapel der Postkarten durch und reicht sie systematisch weiter an Landsleute, welche sie allenfalls abliefern können. Im Anschluss legen wir unsere Postkarten auf den Stapel, hoffen dass wir überall die richtige Adresse vermerkt haben und sind gespannt, ob sie irgendwann bei einigen auserwählten Freunden ankommen.
Direkt vor dem Briefkasten haben wir nochmals die Gelegenheit, vom Strand aus Schnorcheln zu gehen. Wir als Wasserraten ergreifen natürlich diese Gelegenheit und haben erwartungsvoll die GoPro des Kapitäns dabei. Wie sich jedoch später herausstellt, war es entweder nicht das richtige Gehäuse oder die richtige Einstellung, doch sieht selbst unsere genial professionellen Unterwasserfotos 🙈
Es hat echt richtig viele und richtig grosse Schildkröten hier, eine wahre Freude diese majestätischen Tiere zu beobachten. Ein junger Pelikan gönnt uns dieses Glück nicht und greift Marco aus der Luft an, Stephie erschreckt sich und mit Müh und Not können wir ihn zur Flucht zwingen 😄
Für den zweiten Teil des Nachmittags fahren wir mit dem Schiff ein Stückchen zum Mirador de la Baronesa, einem geschichtsträchtigen Aussichtspunkt. Bevor wir diesen erklimmen, vergnügen wir uns noch ein wenig mit dem Kajak in der Bucht (oder auch etwas ausserhalb der Bucht, bis uns der Fahrer des Zodiacs zurück Pfeift).
Kaum zu glauben, dass sich in diesem kleinen Paradies einst ein grosses Drama abgespielt hat. Der deutsche Arzt Ritter und seine Geliebte Strolch wollten der hektischen und überorganisierten Zivilisation entfliehen und landeten 1929 auf Floreana, um hier ihr neues Leben aufzubauen. Ritter schrieb regelmässig Berichte über den Fortschritt, welche in Zeitungen weltweit publiziert wurden. Von diesen Berichten inspiriert folge ihnen drei Jahre später die Familie Wittmer, was Ritter und Strolch ganz und gar nicht passte. Doch es kommt noch schlimmer, als einige Monate danach die Baronin mit ihren zwei Geliebten auf der kleinen Insel landete, um hier ein Luxushotel für Reiche zu errichten.
Sie brachte mit ihrem Verhalten das Fass zum Überlaufen und so nahm die Tragödie ihren Lauf. Zuerst verschwanden die Baronin und einer der Liebhaber spurlos, kurz darauf der zweite Liebhaber, dessen Leiche jedoch einige Jahre später auf einer benachbarten Insel gefunden wurde. Herr Ritter starb als Vegetarier an einer Fleischvergiftung, seine Geliebte verliess kurz darauf die Insel und zog wieder nach Deutschland. Es folgten weitere Todesfälle, heute leben einzig die Nachkommen der Wittmers noch immer auf der Insel. Wer es genauer wissen möchte:
Wir glauben diesem Fluch nicht wirklich und besteigen den Aussichtspunkt, auf welchem die Baronin laut Erzählungen fast täglich den Sonnenuntergang betrachtete. Und wir können ihr nachfühlen, die Stimmung hier oben ist einmalig!
Kurz vor dem Schlafengehen startet der Kapitän die Motoren und legt los. Wir wagen uns trotz dem wackeligen Aufstieg noch aufs Sonnendeck. Der frische Fahrtwind weht uns um die Ohren, doch die Sterne ohne jegliches Licht hier inmitten des Pazifiks zu betrachten ist ein einmaliges Erlebnis für sich!
Tag 05 // Morgen // Punta Suarez auf Española
Die letzte Nacht war erneut turbulent, die Schaukelrichtung war anstatt von links nach rechts von den Füssen Richtung Kopf. Für uns war es so etwas angenehmer, doch es ging nicht allen Passagieren gleich wie uns.
Als Marco gerade die erste Gabel Rührei zum Mund führt, erzählte ihm das Grosi aus Amerika, wie es ihr letzte Nacht ergangen ist. Sie meinte: "Es war eigentlich ganz okay, ich habe diese Nacht nur zwei Mal in den Abfalleimer gekotzt. Und da war es halt wieder, das grüne Nachtessen vom Vorabend!" Na toll, danke Grosi und e Guete!
Marco hat dann doch noch einige Bissen heruntergebracht, damit wir mit frischer Energie am Suarez Point auf der Isla Española landen können. Wir erwarten eine kurze (und anhand der Warnungen von Lulu für die normale Zielgruppe dieser Cruise eher herausfordernde) Wanderung über grosse Steine zu den Klippen an der anderen Seite der Insel. Doch was wir an diesem Morgen erleben, überrascht uns in so vielen Facetten!
Die Sonne lässt die kleine Bucht am Suarez Point in hellem Türkis erstrahlen, als wir am improvisierten Steg landen. Begrüsst werden wir vom Gebrüll zweier Seelöwen-Männchen, welche gerade mitten in unserem Weg ihre Kräfte messen und zuerst von unserem Skipper vorsichtig etwas zur Seite gedrängt werden müssen. In der frischen Brise weht ab und dann ein Hauch von verwesenden Algen sowie Robben-, Vogel- und Leguan-Scheisse mit, ein weiteres Zeichen für die pure und lebendige Natur.
Stephie kann sich fast nicht satt sehen an den vielen kleinen Robbenbabys, welche hier auf ihre futtersuchenden Mamas warten und dabei tollpatschig vor sich hin spielen. Neben den Seelöwen treffen wir zudem auf unzählig viele Leguane, Krebse und Eidechsen - hinter jedem Stein und Strauch findet sich wieder eine neue lebendige Spezies!
Inzwischen ist unsere Gruppe wieder einmal davongelaufen und wir müssen etwas aufholen, dabei wären wir nahezu blindlings an den vielen Albatros-Nestern vorbeigestresst. Diese grossen Vögel können ein Gewicht von 12kg und eine Flügelspannweite von bis 3,5m erreichen, womit sie praktisch jeden anderen Vogel in den Schatten stellen. Sie sind jedoch nicht im Stande, ohne Wind vom Boden oder Wasser aus zu starten, weshalb sie sich hier in der Nähe der windigen Klippen sehr wohl fühlen und ihren Nachwuchs aufziehen.
Apropos Klippen: Voilà!
Hier prallt der wilde Ozean mit Wind und Wasser auf die schroffen Felsen, die Robben haben ihren Spass in der Gischt und die Albatrosse beweisen uns ihre Segelkünste. Nebenan hat es sich ein alter Bekannter mit Frau und Kind gemütlich gemacht:
Das Nest dieser Blaufusstölpel-Familie ist mitten auf dem Weg, doch sie sind so nett und lassen uns ohne zu Picken durch. Wir warten noch auf eine grosse Welle, welche das Wasser durch einen Kanal wie ein Wal in die Höhe schiessen lässt, und gehen mit diesem spassigen Abschluss der anstrengen und gefährlichen Wanderung über Stock und Stein wieder zurück zur türkisblauen Bucht und den Zodiacs.
Heute ist der erste Tag, and dem uns etwas Zeit zum Chillen auf dem Schiff gegönnt wird. Bereits um 10:00 Uhr sind wir wieder an Board der Eco Galaxy und begeben uns mit Bier und Cola bewaffnet auf das Sonnendeck. Der Kapitän startet die Motoren und wir haben eine etwa zweistündige Fahrt vor uns, während welcher wir einfach nur rumliegen können 😎
Kurz vor dem Mittag werden wir in die Dinner-Area gerufen, wo eine spezielle Überraschung auf uns wartet. Der Küchenchef steht mit mehreren Schüsseln und Tellern voll mit klein geschnittenen Zwiebeln, Peperoni, Koriander und rohem Fisch sowie Limettensaft bereit. Er zeigt uns live, wie er sein ecuadorianisches Ceviche zubereitet, welches dann tätschfrisch direkt zur Vorspeise serviert wird! Marco geniesst das leckere Essen natürlich, doch Stephie schaut in die Röhre - man hat sie als einzige Nicht-Fisch-Esserin wieder einmal vergessen und sie erhält eine sehr improvisierte Vorspeise. Auch beim Hauptgang ist ihre Abneigung gegen den Verzehr von flossenhaltigem Essen untergegangen, sie erhält nach längerer Wartezeit doch immerhin vier Scheiben gebratene Zucchini. Das Essen auf der 1. Klasse Cruise irritiert uns leider nicht zum ersten Mal, doch dieser gastronomische faux pas hinterlässt wortwörtlich ein flaues Gefühl in Stephies Magen.
Tag 05 // Nachmittag // Gardner Bay auf Española
Nach dieser mehr oder weniger üppigen Stärkung schlüpfen wir ein letztes Mal in unsere Neoprenanzüge und machen uns auf zum letzten Schnorchel-Ausflug. Vor der kleinen Gardner Islet treffen wir auf eine vergleichsweise kleinere Artenvielfalt als während den letzten Tagen, erfreuen uns jedoch an den zutraulichen Robben. Vor allem Marco taucht immer wieder einige Meter runter, schlägt gemeinsam mit ihnen Pirouetten, dreht sich im Kreis und lässt Luftblasen nach oben steigen. Die flinken Seelöwen mögen es und flitzen immer wieder nur einige Zentimeter an uns vorbei, dabei tauchen sie so unverhofft schnell aus den Tiefen auf wie sie auch wieder verschwinden.
Den zweiten Teil des Nachmittags gehen wir wiederum ruhig an. Nach einer Wet Landing am Traumstrand an der Gardner Bay haben wir wirklich viel Zeit, um die Einsamkeit und Stille hier im Paradies zu geniessen und uns weiter mit den Seelöwen abzugeben.
Nach dem Fotoshooting mit den Robben erkunden wir den Rest des menschenleeren Strandes und machen einen romantischen Spaziergang durch den warmen, strahlend weissen Sand.
Die Stille wird plötzlich vom kleinen Francisco, dem jüngeren der beiden Jungs, unterbrochen. Er verliert seinen Schatz, eine wunderschöne Koralle, die er am Strand gefunden hat. Um seiner Trauer ein Ende zu setzten versucht Marco ihn mit dem Bau einer Sandburg etwas aufzumuntern. Die lockt auch seinen Bruder an und schon bald bauen wir zu dritt ein anschauliches Schloss in den letzten Sonnenstrahlen des Tages.
Tag 06 // Morgen // San Christóbal
Der letzte Tag bricht an und wir packen schon früh am Morgen unsere Rucksäcke für die Reise. Die Eco Galaxy startet noch am selben Tag die nächste Cruise und wir verlassen das Schiff im Hafen von San Cristóbal, der zweiten Galápagos Insel mit einem Flughafen.
Der letzte Morgen kommt uns etwas wie Beschäftigungstherapie während der Wartezeit auf den Flug vor. Wir besuchen das Museum Gianny Arismedi, wo die Geschichte von Galápagos zur grossen Freude von Stephie sehr detailliert erzählt wird. Die gute Lulu hat uns jedoch jedes dieser Details bereits erklärt und somit finden wir uns etwas später im kleinen Städtchen bei einem Kaffee wieder, wo wir weiter auf den Bus zum Flughafen warten und für alle Teilnehmenden noch ein Erinnerungsfoto schiessen.
Tag 06 // Nachmittag // Guayaquil
Wir verabschieden uns noch am Terminal von allen Gästen und fliegen zurück nach Guayaquil. Uns erwartet eine komplett andere Welt, welche während den sechs Tagen auf See in Vergessenheit geraten ist. Bereits auf dem Weg vom Flughafen zum Hotel bangen wir um unser Leben, der Taxifahrer drückt mit hohem Tempo durch die engen Lücken im stockenden Verkehr und hupt praktisch ununterbrochen, um seinen Vortritt deutlich zu machen.
Da wir am nächsten Tag Ecuador verlassen, haben wir uns ein edles Hotel mit edlem Restaurant gegönnt und checken (dankbar, dass wir heil angekommen sind) im Radisson ein. Doch leider haben wir in der gesamten Zeit in Ecuador, ja sogar in der gesamten Zeit auf unserer Reise, noch nie einen derart schlechten Service erlebt! Nach einer Reklamation geht unsere Pechsträhne weiter, wir haben keine Chance einen Flug für den nächsten Tag zu buchen. Nach wiederholten Versuchen will die Zahlung einfach nicht funktionieren, so geben wir erschöpft auf und überlassen das Problem der Morgen-Stephie und dem Morgen-Marco.
Tag 07 // Gehört nicht mehr zu Galápagos, aber es wäre verrückt, dafür einen eigenen Blogeintrag zu machen, darum ist er halt doch noch hier
Wir starten mit einem weiteren Versuch, den Flug zu buchen, in den Tag. Dafür holen wir sogar Stephies Papa ins Boot, doch es scheint wirklich ein Fehler auf der Homepage der Fluggesellschaft zu sein. Also tun wir das, was wir nach dem Flug von Costa Rica nach Panamá nie mehr tun wollten: Wir fahren zum Flughafen und versuchen dort ein Ticket zu kaufen.
Total überraschend funktioniert es hier sogar, sie haben dafür extra Büros der Fluggesellschaften! Ohne einen Aufpreis zu zahlen, kaufen wir ein Ticket, checken ein und sitzen drei Stunden später tatsächlich im Flugzeug nach Perú!
A los Andes,
Stephie & Marco
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