Ursprünglich wollten wir einst innerhalb eines Jahres ganz Zentral- und Südamerika bereisen. Aufgrund äusserer Einflüsse, welche uns wohl allen in bester Erinnerung sind, konnten wir diese Reise anfangs 2021 nicht antreten und haben den zeitnahen Plan B geschmiedet: Vier Monate in Zentralamerika. Schon nach wenigen Wochen unterwegs haben wir uns spontan dazu entschieden, doch noch etwas weiter in den Süden des Kontinenten vorzudringen und verbrachten einen ganzen Monat in Ecuador. Gegen Ende unseres Aufenthalts in diesem vielfältigen Land lockerten die Nachbarn in Perú die Einreisebestimmungen sowie allgemeine Pandemiemassnahmen auf nationaler Basis. Diese Chance nutzen wir umgehend und fliegen kurzfristig nach Perú! Und da wir Perú bisher nicht wirklich auf dem Schirm hatten, gibt es auch noch nicht wirklich Pläne - wie ihr in diesem Blogeintrag bestimmt merken werdet 😄
Nach der Pechsträhne vom Vorabend in Guayaquil läuft heute alles wie am Schnürchen, der einzige kleine Dämpfer war vorerst die doppelte Maskenpflicht im Flugzeug nach Perú. Ja, doppelte Maskenplicht heisst, dass man über die Maske nochmals eine zweite Maske stülpt, einfach so zur Sicherheit. Wen sich dann jedoch die Nase zwischen den zwei Masken hervorstreckt, stört das praktisch keinen. Ist auch nicht so schlimm sollte man der Ansage glauben: "Sie befinden sich in einem der neusten und technologisch fortschrittlichsten Flugzeuge überhaupt. Unsere Lüftung mit integrierter biologischer Reinigung filtert jegliche Krankheitserreger aus der Luft. Alle drei Minuten wird das gesamte Volumen der Kabine einmal umgewälzt."
Etwas verwirrt von dieser Kontroversität kommen wir zur Zwischenlandung in Lima an, gehen jedoch direkt weiter. Die Hauptstadt Perús bietet für unseren Geschmack zu wenig Highlights, was uns andere Reisende grösstenteils bestätigt haben, deshalb Fliegen wir gleich weiter nach Cusco.
Am Abend kommen wir in der ehemaligen Hauptstadt des Inka-Reiches an. Aufgrund der damals wichtigen strategischen Lage dieser eindrücklichen Zivilisation ist Cusco heutiger Ausgangspunkt für viele spannende Ausflüge in der Region. Davon möchten wir so einige machen, haben jedoch noch keinen klaren Plan für die Abfolge. Direkt am ersten Abend werden wir Zeugen von einem weiteren Markenzeichen Cuscos: Der unglaublichen Vielfalt an extrem guten Restaurants!
Im Restaurant Piedra & Sal geniesst Marco seinen ersten Alpaca-Burger mit einem Glas lokalen Malbec. Die Bedienung ist zuvorkommend und hilfsbereit, die Atmosphäre unglaublich heimelig und Speis und Trank einfach nur lecker! Nicht dass wir in Ecuador schlecht gegessen hätten, doch wir fühlen uns hier wie auf einem romantischen Date und geniessen unseren ersten Abend in Perú in edlem Ambiente!
Schlafen werden wir einige Tage im Muru Homely Hotel etwas ausserhalb des Zentrums, welches wir jedoch innerhalb einer Viertelstunde easy zu Fuss erreichen. Das Hotel gefällt uns sehr gut, es ist neu und modern und am nächsten Morgen werden wir beim Frühstück mit einer beeindruckenden Aussicht über ganz Cusco überrascht:
Nach einer Woche getaktetem Programm auf den Galápagos Inseln geniessen wir die Unabhängigkeit und laufen los, um die Stadt ohne ein Ziel zu erkunden. Dabei bestaunen wir die zahlreichen Überbleibsel der Inkas, viele Gebäude wurden auf deren Grundmauern erbaut und man sieht auch in den moderneren Bauten noch immer ihre Einflüsse. Wir tun erstmal das, was wir in einem neuen Land immer als erstes tun: Bargeld abheben, Sim-Karte kaufen und die kommenden Tage planen.
Auch am Freitag lassen wir uns unbeirrt von spontanen Impulsen leiten, kaufen einige Souvenirs und verlieben uns ein wenig in die wunderschöne Stadt Cusco! Wir treffen immer wieder auf einladende Plätze, uralte Spuren der Inkas, liebevoll verzierte Häuser und viele bunte VW Käfer. Zu unserem Erstaunen sehen wir auch viele Regenbogenflaggen und nehmen an, dass in Cusco wohl gerade Zeichen für eine politische Debatte gesetzt werden - bis wir merken, dass eben dieser Regenbogen die offizielle Flagge der Stadt prägt 😄
Zudem verzetteln wir uns ein wenig in unserer weiteren Planung und stehen etwas an. Wir wissen weder kurz- noch langfristig, was wir genau machen wollen. Perú ist ein grosses und sehr abwechslungsreiches Land, wir könnten noch surfen in Chicama (weltweit längste Welle), die Kolonialstadt Arequipa und Umgebung erkunden, Piranhas fischen im Amazonas, auf einer schwimmenden Insel auf dem Titicacasee übernachten, in Wüstenoasen baden...
Wir informieren uns auch noch ein wenig über allfällige weitere Reiseländer, da wir vor allem über die Festtage eine coole Bleibe haben möchten. Mit Argentinien, Brasilien, Mexico und Kolumbien haben wir auch hier eine stattliche Anzahl an abwechslungsreichen und hochinteressanten Reiseländern.
Mit der Einsicht, dass wir gerade nicht aus dem Strudel aus "wäre schono geil", "haben wir irgendwie auch schon gesehen" und "lohnt sich wohl die lange Reise?" rauskommen, entscheiden wir uns für eines nach dem anderen und machen uns an die Organisation unseres Favoriten: Der heiligen Inka-Stätte Machu Picchu!
Diesen weltbekannten Berg möchten wir nicht wie üblich in einem Tagesausflug mit Zug und Bus besuchen, sondern eine viertägige Wanderung dorthin bewältigen 😎 Dieser durch Ranger gut kontrollierte Trip kann nur mit einem zertifizierten Guide angetreten werden und ist beschränkt auf 500 Wanderer pro Tag, aufgrund der zu normalen Zeiten üblichen Nachfrage muss er weit im Voraus geplant und gebucht werden. Doch da aktuell praktisch nichts normal ist, schreiben wir uns nach der Evaluation der besten Reiseagentur (Vorstudie durch Stephie und Besuch der Top drei Büros in Cusco) problemlos am Samstag noch für die Tour am darauffolgenden Dienstag ein.
Um während vier Tagen ohne Fluchtmöglichkeit dem wechselhaften Wetter der Anden zu trotzen, sind wir etwas zu wenig gut ausgerüstet, was einen vollen Tag Shopping in Cusco zur Folge hat. Die neuen Wanderschuhe werden am Sonntag auf einer kleineren Wanderung zum Cristo Blanco, einer Statue von Jesus Christus hoch über Cusco, auf die Probe gestellt.
Als letzte Vorbereitung gehen wir am Montagabend zum Briefing für die Wanderung, da erhalten wir wichtige Infos und lernen neben dem Guide auch unsere Gruppe kennen. Mit allen Infos und einem Duffel-Bag (einer Art Sporttasche, um zum Tagesrucksack noch weitere 5kg Gepäck abzugeben) gewappnet, erwartet uns ein letztes Abendmahl in der Zivilisation und ein Sack voll nasser, stinkender Wäsche!
Am letzten Tag vor dem Start des Inka Trails ging praktisch unsere gesamte Wäsche in die Reinigung. In der Wäscherei scheint ein kleines Malheur unterlaufen zu sein, so blieb unsere Wäsche nach dem Waschen und viel zu kurzem Trocknen noch einige Zeit feucht in einem geschlossenen Plastiksack liegen. Und da noch einmal Waschen mitten in der Nacht und sechs Stunden vor Abholung nicht mehr drin liegt, ist unsere Kreativität gefragt.
Mit einer eher unmotivierten Zwangsmassnahme machen wir aus nassen, stinkenden Kleidern in einer Nacht- und Nebelaktion trockene, stinkende Kleider. Als wir den Tagesrucksack sowie unsere zwei Duffle-Bags strategisch sinnvoll gepackt haben, ist es schon fast 01:00 Uhr und uns bleiben noch drei Stunden Schlaf...
Buenas Noches,
Stephie & Marco
So cool! Gniesseds 🥰