Wir sind nach vier Tagen Inka-Trail wieder zurück in Cusco, wo wir uns nach einer ausserordentlich komfortablen Nacht in einem richtigen Bett zuerst einen ganzen Tag Erholung im Hotel genehmigen. Erst am Abend verlassen wir das Haus und treffen uns mit der Superhikers-Truppe vom Trail, um unsere Leistung bei einigen Drinks zu feiern. Dies machen wir in der Limbus Restobar, wo es echt ausgefallene Cocktails gibt.
Marco zum Beispiel trinkt eine süsse Brühe aus Barbies in Stein gehauener Badewanne, die nette Blondine selbst reicht dazu eine Hand voll Zuckerwatte.
Am nächsten Tag schwitzen wir den Alkohol auf dem Weg zum Inka-Komplex Saqsaywaman wieder raus. Cusco hiess zu Inka-Zeiten Quosqo, was aus dem Quechua übersetzt Nabel der Welt heisst, und war die zentrale Hauptstadt des Imperiums. Saqsaywaman war die Verteidigungsanlage hoch über der Stadt, hielt jedoch dem Einmarsch der Spanier nicht stand und wurde durch sie später weitgehend demoliert. Sie benutzen die Steine des Komplexes, welche die Inkas vom 20km entfernten Steinbruch hergebracht haben, für ihre eigenen Bauten. Es waren auch die Spanier, die Quosqo mit ihrer Aussprache und ihrem Alphabet in Cusco umbenannt haben.
Nachdem wir einige praktisch intakte Ruinen auf dem Inka-Trail besucht haben, haut uns dieser Anblick nicht gerade um. Wir nutzen den Rest des Tages, um endlich unsere Entscheide zu fällen und den weiteren Verlauf unserer Reise zu planen. Wohin es als nächstes geht, verraten wir jedoch noch nicht 😉 Denn etwas möchten wir hier auf jeden Fall noch genauer anschauen: Das Sacred Valley!
Tagesausflug ins heilige Tal der Inkas
Das Sacred Valley der Inkas beginnt etwas ausserhalb von Cusco und erstreckt sich von Písac entlang dem Willkamayu (heiliger Fluss, heute Urubamba-Fluss) bis nach Machu Picchu. Das gesamte Tal ist tiefer gelegen als ein Grossteil der umliegenden Landschaft, was ein milderes und wärmeres Klima zur Folge hat. Somit war und ist die Gegend noch immer sehr fruchtbar und bestens für den Anbau von Getreide (vorwiegend Mais) geeignet.
Stephie hat diesen Ausflug diesmal nicht nur für uns zwei organisiert, sondern für unsere gesamte Inka-Trail-Truppe! Und somit gehen wir am Morgen früh mit einem kleinen Bus los wie eine Schulklasse auf deren Schulreise 😀
Den ersten Halt machen wir in Chinchero, wo wir überraschenderweise eine kleine Darbietung der traditionellen Textilherstellung erhalten. Die Wolle der Lamas und Alpakas wird von Hand gezwirnt und um eine Spule gewickelt. Anschliessend wird das Garn in Tonschalen mit natürlichen Farbstoffen gefärbt. Die Frau, welche uns den Vorgang präsentiert, nimmt einige Parasiten von einem Kaktus und zerdrückt diese auf ihrer Hand, welche sich sofort tiefrot färbt! Durch die Zugabe von Limettensaft wird das Königsrot schnell zu einem strahlend hellen Rot, und mit vielen weiteren Tricks kann jede erdenkliche Farbe gemischt werden.
Ebenfalls in Chinchero befinden sich die Grundmauern eines Inka-Komplexes, worauf die Spanier ein Kloster mit einer grossen Kirche errichtet haben. Beim Eingang der Kirche sieht man sehr gut die christlichen Elemente und Symbolbilder, welche jedoch einiges einfacher als im antiken Spanien umgesetzt wurden. Unser Bus ist nicht der Einzige hier, es kommen laufend weitere an und die Touristen strömen in Gruppen rücksichtslos umher, weshalb wir das Geschehen etwas skeptisch beobachten 😄
Wir fahren weiter zu den runden Terrassen von Moray etwa eine Stunde entfernt. Diese natürlichen Senken eigneten sich besonders gut für den Getreideanbau, da die Pflanzen vom starken Wind geschützt sind. Um den Untergrund möglichst effizient nutzen zu können, bauten die Inkas auch hier ihre berühmten agrokulturellen Terrassen mit Be- und Entwässerungssystem.
Es geht Schlag auf Schlag weiter zu den Salzminen von Maras, jedoch nicht ohne vorher noch einen Halt im hauseigenen Salz-Shop zu machen. Erstaunlicherweise haben es uns diese Produkte angetan und wir schlagen zu: Verschiedene Salze für Chefkoch Marco sowie Badesalz für Stephies Regeneration nach dem Sport.
Die Salzminen an sich sind ein Highlight und eine willkommene Abwechslung zu den vielen Inka-Ruinen! Durch die tektonische Bewegung wird die südamerikanische Platte durch die Nazca-Platte angehoben, wodurch auch die Anden entstanden sind. Da die gesamte Landschaft hier vor Millionen von Jahren unter dem Meeresgrund lag, wurde auch ein grosses Salzvorkommen mit angehoben. Heute gibt es eine kleine Quelle, welche ununterbrochen stark salzhaltiges Wasser ausspuckt. Hier in Maras wird dieses Wasser abwechslungsweise durch verschiedene Becken geleitet. Dann wird gewartet, bis das Wasser im Becken verdunstet ist und zurück bleiben die weissen Salzkristalle, welche bis heute noch in Handarbeit verlesen und nach oben getragen werden.
Wir fahren zu einer Halle von Restaurant, wo wir uns am Buffet die Bäuche vollschlagen. Der nächste Programmpunkt ist mit Ollantaytambo eine weitere Inka-Ruine - Yippie! Inzwischen hat sogar Marco die Stätten ein wenig gesehen, und die grosse Menschenmenge macht die Situation nicht gerade besser. Wir steigen wieder einmal viele Treppen hoch, bestaunen einige präzise gehauene Steine und steigen wieder viele Treppen runter 🙉
Auf dem Rückweg zum Bus laufen wir durch das kleine Städtchen Ollantaytambo und treffen auf eine kleine Gruppe traditionell gekleideter Mädchen, die auf der Strasse singen. Für uns ist diese schöne Überraschung fast das tollste Erlebnis in diesem Ort und wir freuen uns über die kleine Darbietung.
Ab in den Bus und weiter geht es nach Písac!
Písac ist wahrlich ein imposanter Ort mit seinen Terrassen, den Tempel und den in die Felswand gehauenen Gräbern. Die Geschichte der Inkas ist unglaublich interessant und ihre Bauten bis heute noch wahnsinnig faszinierend, doch um ehrlich zu sein sind wir froh, dass es für heute die letzte Besichtigung ist. Wir haben vieles gesehen und sind dankbar dafür, doch wenn sogar Marco meint, er mag nicht mehr, dann musste Stephie auf jeden Fall hart durchbeissen. Und man sieht es der Ärmsten auch ein wenig an:
Nach einem weiteren kurzen Halt im modernen Písac fahren wir zurück nach Cusco, wo wir noch zwei weitere Tage verbringen. Wir organisieren noch alles für die Weitereise. erledigen einige administrative Aufgaben aus der Heimat und geniessen diese wunderschöne Stadt mit ihren liebevoll gestalteten Restaurants noch ein wenig.
Am Donnerstag ist es dann so weit und wir ziehen weiter. Wir haben uns entschieden, Perú zu verlassen. Es gäbe noch so viele spannende Orte zum Besuchen, doch die Reise ist jeweils lang und die Ziele für uns zu wenig erstrebenswert. Und doch ist es ein komisches Gefühl, als das Flugzeug von Cusco Richtung Lima abhebt. Einerseits waren wir lange hier, haben vieles erlebt und werden unser Hotel, unser Lieblingscafé Cappuccino, die Wandergruppe und die vielen guten Restaurants auf jeden Fall vermissen. Die dünne Luft schlägt uns jedoch auch ein wenig auf den Magen und es will so nicht wirklich besser werden, somit freuen wir uns auf eine angenehmere Höhenlage.
Wir haben eine strenge Reise vor uns, fliegen um 21:30 Uhr nach Lima und kommen erst um Mitternacht da an. Wir checken gleich wieder ein, müssen jedoch einige Stunden bis um 05:00 Uhr morgens totschlagen. Erst dann geht unser Flug nach Medellín in Kolumbien 😀
Buenas noches a las seis,
Marco & Stephie
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